Rohntaler 18.04.2019
«Von Herzen muss es kommen»
18. April 2019
Der Luzerner Schlagerchor ist eigentlich kein reiner Luzerner Chor und singt auch nicht nur Schlager. Doch seit acht Jahren ist er für seine 37 Mitglieder nicht mehr wegzudenken.
Kaum eine andere Tätigkeit wirkt so sinnstiftend wie gemeinsames Singen. Wissenschaftler verschiedenster Sparten untersuchten, was mit uns Menschen geschieht, wenn wir in einer Gemeinschaft Lieder vortragen. Sie kamen zum Schluss: Synchrones Handeln steigere das Gruppengefühl und erhöhe das Zusammengehörigkeitsgefühl. «Tanz- und Singrituale, die sich aus synchron vollzogenen Aktivitäten konstituieren, förderten das soziale Verhalten.» Zu diesem Schluss kamen Seelenforscher verschiedenster Kulturkreise. Das gemeinsame Singen wirke stärkend, beruhigend und verbindend, ausgleichend und gesundheitsfördernd.
Schlager, Pop und Mundart
Kurt Kunz
weiss das schon lange. Schon bevor die Verhaltensforscher damit begannen, sich damit zu beschäftigen. Der erfahrene Chorleiter des Luzerner Schlagerchors hatte verschiedene Singgemeinschaften
geführt und die Lieder auf sie abgestimmt arrangiert. «Die geringe Mitglieder-Fluktuation in unserem Chor macht deutlich, wie sinnstiftend Chorgesang ist. In den acht Jahren sind die heute 37
Sängerinnen und Sänger zu
einer Einheit zusammengewachsen. Wir erleben viel Geselligkeit. Es entstehen Freundschaften, aber keine rivalisierende Grüppchen.»
Die
meisten Sänger befinden sich im Alter von 40 bis 70. Gemeinsamer Nenner ist ihre Liebe zu Oldies aus den 1960ern bis hin zu aktuellen Hitparadestürmern. Die Bezeichnung Schlagerchor täuscht indes
etwas über das Liedgut hinweg, das er pflegt. Natürlich gehören
«Griechischer Wein» von Udo Jürgens und die «Die kleine Kneipe» von Peter Alexander zum Repertoire mit seinen inzwischen mehr als 200 Songs. Doch auch Hits von Abba, Smockie, Kelly Familie oder
Ed Sheeren zählen dazu. Kunz: „Unsere Palette ist breit gefächert. Sie reicht von Rock und Pop bis hin zu Mundartliedern und Stimmungsliedern.“ Wichtig sei weniger die Stilrichtung. Entscheidend
sei viel mehr, dass es sich um Lieder handle, welche die Sängerinnen und Sänger authentisch vorzutragen in der Lage sind.
Sänger aus der ganzen Innerschweiz
Der Schlagerchor ist nicht als Verein mit Statuten und Vorstand organisiert sondern als Club. Er regelt unterschiedliche Auffassungen über die Darbietungen pragmatisch und direkt. Kommerzielle Ziele verfolgt er keine. Darum kommt es äusserst selten vor, dass die Mitglieder an Wochenenden antraben müssen. Die 7 Männer und 30 Frauen proben indes einmal in der Woche in Root. Sie stammen aus den verschiedensten Innerschweizer Kantonen. Wie sehr der Chor in der Region verankert ist, machen zum Beispiel die Inserate in der Chorzeitung deutlich: Sie werben für Firmen und Läden aus der ganzen Region.
An den regelmässigen Übungsrunden am Mittwoch geht es gleichermassen ernsthaft und fröhlich zu. Es zählt zu einer der grossen Qualitäten des Clubs, die heikle Gratwanderung zwischen Anspruch und Lockerheit zu meistern. Der Chorleiter scheut sich nicht, falsche Töne in Knochenarbeit auszumerzen. Doch sein häufigster Appell an die Singgemeinschaft lautet: «Ruft Euch ins Bewusstsein, worüber ihr singt. Dann kommen die Lieder auch von Herzen. Und genau darum geht es uns!»
Konzerte in der Pfarreikirche Buchrain
Einmal im
Jahr tritt der Chor an einem Konzertwochenende auf. Ein schöner Teil der über 800 Zuhörer an den beiden Konzerten sind Angehörige und Freunde der Sängerinnen und Sänger. Es kommen aber auch immer
mehr Zuhörer, die keine persönliche Beziehung zu einem der Chormitglieder haben. Um dem Publikum genügend Platz zu bieten, sah sich der
Schlagerchor schon zweimal gezwungen, nach einer geräumigeren Lokalität Ausschau zu halten. Vor drei Jahren fand er den passenden Ort in der Pfarreikirche Buchrain. Am 16. Und 17. November 2019
tritt der Schlagerchor Luzern wieder dort auf.
Luzerner Rundschau